Lösung
  Lektion 28
 
Cursus Continuus - Lektion 28

Orpheus und Eurydike

"O ihr Götter der Unterwelt: Ich bin nicht zu euch herabgestiegen um euer Reich zu sehen, nicht, um den Zerberus, das entsetzliche Untier, zu binden.
Grund für mein Kommen ist die Gattin, die ich eben verlor. Damit ihr sie mir zurückgebt, bin ich als Bittender hier! Wenn sie die Jahre, die ihr zustehen, vollendet hat, wird sie euch gehören; wenn sie ihr Leben gelebt hat, wird sie, ohne sich zu sträuben, dorthin eilen, wohin wir Sterblichen alle streben. Ihr übt nämlich die längste Herrschaft über die Menschheit aus.
Wenn ihr mir die Gattin zurückgebt, werde ich euch ewig dankbar sein und euere Güter in meinen Liedern stets preisen. Wenn sie mir aber verweigert wird, wenn meine Bitten nicht erhört werden, werde ich nicht ans Tageslicht zurückkehren. Freut euch dann am Tod von uns beiden!" Danach rührte Orpheus mit lieblichem Gesang das Herz Proserpinas; auch den König der Toten rührten die Worte des Sängers.
Weinend standen die toten Seelen, und weder Tantalus schnappte nach dem entfliehenden Wasser noch wälzte Sisyphus seinen Felsblock noch quälten die Geier den Tityos, indem sie seine Leber zerfleischten. Damals sah man zum ersten Mal Tränen in den Augen der Furien, die über das traurige Geschick des Orpheus Schmerz empfanden!
Ihm, der auf solche Weise flehte, gab Proserpina die Gattin unter folgender Bedingung: "Wenn du auf dem Rückweg dich umschaust und Eurydike ansiehst, bevor du noch dieses Reich verlassen hast, wirst du sie sogleich verlieren!"
Schon schreitet Orpheus davon mit der Gattin, die wegen ihrer Verletzung langsamer geht, schon nähern sie sich dem Rande der Erde, als jener voll heißem Verlangen sich umsieht - und sogleich entschwindet Eurydike, seine geliebte Gattin!
Als Orpheus zurückkehrte, wies ihn Charon ab und setzte ihn kein zweites Mal über. Trotzdem, so berichten die Dichter, blieb er sieben Nächte dort und weinte und klagte.

V:
Tullius grüßt seinen Tiro
1. Dein Gesundheitszustand beunruhigt mich sehr; wenn Du mich von dieser Besorgnis (inneren Unruhe) befreist, werde ich Dich von allen Sorgen befreien.
2. Bitte gib allen, die nach Italien fahren (reisen), Briefe an mich mit, so wie ich keinen, der nach Patrae fährt, auslassen werden.
3. Ich erwarte sehr (inständig) Deine Briefe über viele Dinge, Dich (selbst) aber noch viel mehr.
4. Wenn du Deine Krankheit auskuriert hast, wirst Du an die Seereise denken.
5. Wir alle wünschen, ich ganz besonders, Dich gesund wiederzusehen.
6. Aber ich sehe Dich genügend schnell (früh genug), wenn Du gesund bist. Lebewohl!

E:
Jupiter überlegte: „Wenn Discordia auf den Olymp kommt, wird sie alles durcheinanderbringen. Wenn ich sie nicht einlade, wird sie wütend sein." Schließlich entschloß er sich, sie nicht einzuladen. Discordia jedoch überlegte: „Ich bin (zwar) nicht auf den Olymp eingeladen, dennoch werde ich dorthin gehen. Sobald alle zusammengekommen (versammelt) sind, werde ich den Speisesaal betreten. Wenn ich nicht aufgenommen (empfangen) werde, werde ich von der Tür aus den goldenen Apfel in die Mitte werfen." Und tatsächlich wiesen die Wächter die Göttin, als sie eintreten wollte, ab. Doch diese warf einen goldenen Apfel in die Mitte, wobei sie sagte: „Die schönste unter den Göttinnen soll diesen Apfel erhalten!" Welche Göttinnen beab-sichtigten (waren gewillt), den Apfel für sich zu beanspruchen, da sie sich für die schönsten hielten? Doch die Götter, die einen großen Streit erwarteten, hörten Jupiter, der diese Worte sprach: „Genau dies habe ich erwartet!"

1:
PPrA PPP PFA
tribuenti tributo, -ae tributuro, -ae
amittenti, -e amisso amissuro
vindicantis, -es vindicati vindicaturi
rapiens, -nte rapta raptura
perturbantium perturbatorum, -arum perturbaturorum, -arum
regentis, -nti, -ntes rectae recturae


2:
1. Orpheus voce dulci cantans omnia animalia movit.
= Orpheus bewegte mit seiner angenehmen Stimme singend, alle Lebewesen.
2. Oranti rex mortuorum uxorem dedit.
= Der König der Toten gab dem Bittenden seine Frau zurück.
3. Orpheus et uxor iam luci appropinqantes amore ardebant.
= Orpheus und seine Frau entbrannten vor Liebe, als sie sich schon dem Lichtnäherten.
4. Charon Orpheum vehementer orantem arcuit.
= Charon wehrte Orpheus ab, obwohl dieser heftig betete.

3:
Futur I -----Futur II
iudicabit -----iudicaverit
audiet----- audiverit
ibo----- iero
petentur----- petiti,ae,a erunt
spernemus -----spreverimus
eritis----- fueritis
spondebunt -----spoponderint
ducemini -----ducti,ae,a eritis
comprehendent -----comprehenderint
relinquentur----- relicti erunt
pellemur -----pulsi,ae,a erimus
concedetur -----concessum erit
occidentur -----occisi erunt
continget -----contigerit
comparabo -----comperavero


4:
1. adeuntem; commoto
2. laesus
3. amatam
4. fugiens; latente
5. rogaturus
6. amissam
7. petens
8. moti

1. Als Proteus Aristäus kommen sah, erklärte er dem Mann, der sehr erregt war, folgendes:
2. „Orpheus, der von dir geschädigt worden ist, hat dir diese Strafe verschafft.
3. Denn durchdeine Schuld hat er die geliebte Gattin verloren.
4. Sie ist auf der Flucht vor dir von einer Schlange, die im Gras verborgen war, getötet worden.
5. Daher ging Orpheus zu den unterirdischen Reichen, weil er den fürchtbaren König bitten wollte, ihm die Gattin zurückzugeben.
6. Weil er sie wieder verloren hat, weint er nun ohne Ende.
7. Du aber geh zu den Tempeln des Apoll und der Musen und suche Vergebung!"
8. Und tatsächlich gewährten die Götter, bewegt durch Gebete und Opfer, dem Aristäus Vergebung.

5:
Wort -----Deutsch -----PPrA.Nom-----. PPrA.Abl. -----Deutsch
invitare---- einladen----- invitans---------- invitante----- einladend
imperare-- befehlen----- imperans---------imperante -----befehlend
movere ----bewegen ----movens---------- movente -----bewegend
augere----- vergrößern --augens ----------augente----- vergrößernd
sentire -----fühlen------- sentiens ----------sentiente----- fühlend
punire -----bestrafen ----puniens-----------puniente----- bestrafend
accipere ---empfangen --accipiens --------accipiente----- empfangend
capere----- fangen -----capiens------------capiente -----fangend
sumere -----nehmen----sumens-------------sumente----- nehmend
vincere -----besiegen--- vincens ----------vincente -----besiegend
ire ----------gehen------- iens -------------eunte----- gehend
transire----- übergehen --transiens----------transiente -----übergehend




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1:
Die „Versammlung der Tiere" (unter ihnen besonders die häufig in Fabeln auftretenden Tiere) soll dem altersspezifischen Interesse an Tieren entgegenkommen und exemplarisch eine Möglichkeit der optischen Veranschaulichung eines Wortfeldes zeigen. Vielleicht nehmen interessierte Schüler die Anregung auf, Wortfelder, die in einem Lehrbuch in dieser Vollständigkeit nicht präsentiert werden können, für Bereiche wie z. B. „Speisen und Getränke", „Kleidung", „Gegenstände des alltäglichen Lebens" mit Hilfe von Bildern und einem Wörterbuch zusammenzustellen.
2:
1. Eine Menge Hunde sind der Tod der Hasen (im Dt.: Viele Hunde sind des Hasen Tod.): 2. Du hast dem Wolf das Schaf anvertraut (im Dt.: den Bock zum Gärtner gemacht). 3. Der Fuchs ändert sein Fell, aber nicht seine Sitten (im Dt.: Wolf im Schafspelz). 4. In einer Schlucht zwei Eber fangen (im Dt.: zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen). 5. Eine Schwalbe macht (noch) keinen Frühling (im Dt.: ... keinen Sommer). 6. Eine Krähe hackt einer Krähe niemals die Augen aus (im Dt.: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.). 7. Den Raben wird Nachsicht gewährt, die Tauben quält die Zensur(behörde) (im Dt.: Die kleinen Diebe hängt man, die großen läßt man laufen.).

3:
Einst waren der Esel und der Fuchs zusammengekommen, um einige schwächere Tiere zu jagen. Als ihnen im Wald der Löwe begegnete, ging der Fuchs, weil er merkte, daß Gefahr drohte, zu ihm hin und versprach, ihm den Esel auszuliefern, wenn er selbst heil bliebe (mit heiler Haus davonkomme). Sofort versicherte der Löwe, daß er ihn schonen werde. Daraufhin legte der Fuchs dem Esel einen Hinterhalt (lockte der Fuchs den Esel in eine Falle). Als der Löwe jedoch sah, daß der Esel nicht entkommen konnte, ergriff er (schnappte er sich) zuerst den Fuchs, dann machte er sich über den Esel her. - Dies geschieht oft denjenigen, die ihre Gefährten verraten, daß nämlich der Verrat ihnen selbst zum Verderben (Verhängnis) wird.
 
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